24.11.2025

Kybernetisch mediieren – Warum Struktur und Phasen der Mediation vielleicht überschätzt werden

Portrait von Dr. Klaus Harnack
Dr. Klaus Harnack Psychologe und Mediator; Experte für Konfliktmanagement, Organisationsentwicklung und Behavioral Finance

Kybernetisch – ein Wort, das zunächst nach Robotern, Maschinen und abstrakten Systemen klingt. Und doch steckt darin etwas zutiefst Menschliches: das Steuern – der Versuch, Richtung zu halten, wenn Kontrolle nicht mehr trägt.

Genau hier liegt der Vorteil eines kybernetischen Ansatzes gegenüber der klassischen Mediationsstruktur. Er beginnt dort, wo Planbarkeit aufgrund starker Dynamiken oder hoher Komplexität an ihre Grenzen stößt. Denn der systemische Ansatz basiert nicht auf Struktur, sondern auf Resonanz. Er verlässt sich nicht auf Gewissheit, sondern auf Wahrnehmung, auf die Fähigkeit, Bewegung zu erkennen, während sie entsteht.

Es wird kybernetisch dort, wo Planung in Wahrnehmung übergeht, wo Steuerung nicht mehr Kontrolle bedeutet, sondern Resonanz, und wo Führung in der Fähigkeit liegt, Dynamik zu lesen, statt sie festzuhalten.

Mediieren in diesem Sinn heißt, den Mut zu haben, auf Sicht zu fahren – Bewegung zuzulassen, statt Lösungen zu erzwingen, und Irritationen nicht zu glätten, sondern sie als Treibstoff für Entwicklung zu begreifen.

Vielleicht ist genau das die Haltung, die wir in einer komplexen Welt brauchen – eine Mediation, die weniger auf Struktur setzt, dafür mehr auf Beziehung, Resonanz und Lernfähigkeit.

Wenn Sie neugierig geworden sind, wie sich das konkret anfühlt und warum „kybernetisch“ weit mehr ist als ein technischer Begriff, dann lesen Sie gern meinen Beitrag „Kybernetische Mediation – Schritte zu einem systemischen Mediationsverständnis“ in ZKM 6/2025.