07.07.2025

Pfälzer Thesen 2025 zur Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung

Im Rahmen der politischen Debatte zur Vereinfachung der Nachhaltigkeitsberichterstattung, die aus Sicht einiger Marktteilnehmer zu weitreichende Forderungen enthält, haben Allianz SE, BASF SE, DRSC, EnBW AG, Germanwatch e. V., das Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung der Hans-Böckler-Stiftung (I.M.U.) und die Universität Hamburg sowie Kapitalmarktakteure und Wirtschaftsprüfer sieben Thesen zur Überarbeitung der Nachhaltigkeitsberichterstattung aufgestellt.

Die Berichtspflichten im Rahmen des European Green Deals müssen zielgerichtet, praxistauglich und basierend auf den Erfahrungen der Erstanwender überarbeitet werden. Durch die Überarbeitung soll der Verwaltungsaufwand für Unternehmen in der Europäischen Union reduziert werden und der Fokus wieder auf dem eigentlichen Ziel der Regulatorik liegen: zusätzliche Investitionskapazitäten schaffen für eine nachhaltige Transformation der Wirtschaft sowie Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz der Unternehmen.

Die aktuelle politische Debatte zur Vereinfachung der Nachhaltigkeitsberichterstattung spiegelt - mit zum Teil weitreichenden Forderungen - die gemeinsamen Ziele der Stakeholder und Unternehmen nicht wider. Eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit sowie eine sachliche und differenzierte Debatte mit den Anspruchsgruppen sind zur Verbesserung der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) unerlässlich.

Zu diesem Zweck haben Allianz SE, BASF SE, Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee e. V. (DRSC), EnBW AG, Germanwatch e. V., das Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung der Hans-Böckler-Stiftung (I.M.U.) und die Universität Hamburg sowie Kapitalmarktakteure und Wirtschaftsprüfer sieben Thesen aufgestellt:

1. Nachhaltigkeitsbezogene Auswirkungen, Chancen und Risiken bleiben bestehen, auch wenn Berichtspflichen verschoben werden

Eine adressatenorientierte Nachhaltigkeitsberichterstattung auf Basis effizient gestalteter Standards ist ein wichtiges Instrument, um die Resilienz von Unternehmen zu stärken, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in der Europäischen Union zu erhalten und eine nachhaltige Transformation zu erreichen.​

2. Europäische Standards sollten im Kontext weltweit entstehender Regularien anschlussfähig sein

Regulatorische Anforderungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sind für Unternehmen in der Europäischen Union im internationalen Wettbewerb relevant. Effiziente europäische Standards sichern Gestaltungsspielraum für Europa.

3. Stabilität bei der Regulierung ist essenziell

Eine abrupte und unter Hochdruck erarbeitete Standardsetzung führt zu handwerklichen Fehlern. Es bedarf einer sachlichen Überarbeitung, die die Erfahrung der Erstanwender und Stakeholder berücksichtigt und über Legislaturperioden hinweg Bestand hat. So werden Rechtsrisiken gering gehalten und die Ressourcen der Wirtschaft durch Planungssicherheit und angemessene Vorlaufzeiten effizient und wertschätzend genutzt.

4. Nachhaltigkeitsinformationen in Berichten sollten entscheidungsrelevant sein

Die Transparenz bezüglich entscheidungsrelevanter Nachhaltigkeitsinformationen erzeugt einen Mehrwert in der Unternehmenssteuerung und stellt eine wichtige Bewertungsgrundlage für Stakeholder dar. Dadurch wird die Resilienz von Unternehmen kurz-, mittel und langfristig verbessert, die internationale Wettbewerbsfähigkeit gestärkt und eine effiziente Kapitalallokation unterstützt.

5. Eine anwender- und nutzerorientierte Vereinfachung der sektoragnostischen ESRS ist möglich

Durch eine strukturelle Überarbeitung der European Sustainability Reporting Standards ist eine Vereinfachung möglich, ohne die Bedürfnisse relevanter Adressaten bzw. Stakeholder sowie die Transformationsziele zu beeinträchtigen. Mit der Streichung der sektorspezifischen ESRS ist es dabei essenziell, dass Unternehmen bei Anwendung sektoragnostischer ESRS ausreichend Raum erhalten, um diese unternehmensspezifisch auslegen zu können.

6. Die Konzentration auf wesentliche Informationen steigert die Aussagekraft und Vergleichbarkeit von Unternehmen

Die doppelte Wesentlichkeit sowie ein risikobasierter Ansatz bei der Analyse der Wertschöpfungsketten sind entscheidende Elemente, die erhalten bleiben sollten. Die Einbindung wichtiger Stakeholder in die Wesentlichkeitsanalyse - insbesondere die der Arbeitnehmervertreter - erhöht die Qualität und Tragfähigkeit der Ergebnisse.

7. Die Anwendung zielorientierter ESRS erhöht die Resilienz von Geschäftsmodellen und Wertschöpfungsketten in der Breite der Unternehmen

Unternehmen jeder Größe und ihre Zulieferer können die wesentlichen Auswirkungen, Risiken und Chancen ihrer Geschäftsmodelle dadurch besser erkennen und steuern.

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