23.01.2023

Recht ohne Streit: Auf digitalem Weg zur alternativen Konfliktlösung

Rechtliche Konflikte lösen ohne Streit vor Gericht - für diesen ressourcenschonenden Weg der Konfliktbeilegung wirbt das neue Streitschlichtungsportal "Recht ohne Streit". Die Initiatoren bieten Menschen, Unternehmen oder Institutionen, die von einem zivilrechtlichen Konflikt betroffen sind, konkrete digitale Hilfestellungen.

Das Portal ist ein unabhängiges Forschungsprojekt, betrieben von ehrenamtlich tätigen Wissenschaftlern aus den Bereichen Jura, Psychologie, Soziologie, Ökonomie und Legal Design. Initiiert und konzipiert wurde rechtohnestreit.de von einer interdisziplinären, unabhängigen Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Reinhard Greger, RiBGH a.D., der seine Erfahrungen aus 25-jähriger ADR-Forschung eingebracht hat. Mit dem Angebot verfolgen die Macher keiner wirtschaftlichen Interessen. Die Nutzung ist kostenlos und es findet keine Vermittlung an konkrete Dienstleister statt; persönliche Daten werden nicht erfasst.

Wege der Konfliktbeilegung ohne Rechtsstreit werden häufig nur deshalb nicht beschritten, weil diese Möglichkeiten nicht bekannt sind. Stattdessen nehmen Betroffene oftmals beschwerliche und teure Gerichtsverfahren in Kauf oder sehen gleich ganz von der Durchsetzung ihrer Ansprüche ab. Dabei lassen sich durch die Vermittlung Dritter schnelle und vorteilhafte Lösungen finden.

Genau an dieser Stelle knüpft das neue interaktive Internet-Portal an. Die Besonderheit dieses Angebots besteht darin, dass es nicht nur über die Möglichkeiten alternativer Streitbeilegung informiert, sondern gleichzeitig motiviert und konkrete Unterstützung leistet, von diesen Möglichkeiten Gebrauch zu machen. So sollen Nutzer des Portals dazu veranlasst werden, über die rechtliche Seite des Konflikts hinauszudenken, sich Klarheit zu verschaffen, was ihnen wirklich wichtig ist, und zu erkennen, auf welchen Wegen sie diese Ziele erreichen können.

Konkret geschieht dies mithilfe eines Computerprogramms, dem sogenannten Konfliktlotsen. Dieses interaktive Frage-Antwort-Tool wertet die individuellen Angaben des Users aus und setzt sie direkt in konkrete individuelle Handlungsempfehlungen um. So soll der Betroffene zu einer autonomen Entscheidung über den einzuschlagenden Weg befähigt werden. Er erfährt, wie er Konfliktpartner für die Teilnahme gewinnen kann, wie er vermittelnde Dritte findet, worauf zu achten ist, wenn eine rechtssichere Übereinkunft erzielt werden soll, und was er tun kann, wenn die andere Seite nicht mitmacht.

Die im konkreten Konflikt und für die gesetzten Ziele in Betracht kommenden Methoden - vom kooperativen Verhandeln über Moderation, Mediation und Schlichtung bis zu Bewertungs- und Entscheidungsverfahren - werden anschaulich erläutert, die Chancen mit Fallbeispielen verdeutlicht. Der Nutzer wird über Kosten und Anbieter informiert und er erfährt, dass die herausgearbeiteten Interessen auch durch flexible Verfahrensgestaltungen umgesetzt werden können.

Mit dem Namen "Recht ohne Streit" möchten die Initiatoren deutlich machen, dass die alternative Streitbeilegung nicht außerhalb der Rechtsordnung steht, sondern dass sie es den Beteiligten ermöglicht, selbst zu bestimmen, was in ihrer Beziehung zueinander rechtens sein soll. Prof. Greger und das interdisziplinäre Team erhoffen sich eine rege Nutzung dieses neuartigen Angebots. Feedback ist dabei ausdrücklich erwünscht, um weiter am Ziel eines digitalen Konfliktanlaufsystems arbeiten zu können.

Weitere Informationen und Kontakt zum Team unter rechtohnestreit.de/info.
Verlag Dr. Otto Schmidt
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